Sonntag, 1. Oktober 2023

Endlich normale Leute!

Gstern hatte endlich auch das lange Suchen auf dem Weg als Ziel nach inspirierenden Menschen endlich ein Ende. Voller Verzweiflung gierten wir gen Abend nach einer bezahlbaren Unterkunft in Kroatien, denn Wildcampen, wie gestern bereits angedeutet, wird hier kategorisch nicht geduldet und mit bis zu 160 Euro geahndet (manche munkeln gar bis zu 400). Uns war schon egal wohin es geht, Hauptsache bezahlbar und so entschlossen wir uns für einen Campingplatz in Krk einer Insel dieses unfassbar schönen Landes, dass über eine (Auto-)straße mit dem Festland verbunden sein sollte.


Eine Stunde und etwa 50 Kilo- sowie einige Höhenmeter später konnten wir dann in einer Karawane aus Wohnmobilen das Mittelmeer sehen und, nachdem wir – notgedrungen an einer wohl ehemaligen Mautstation uhne zu bezahlen vorbei genötigt wurden, auch überqueren. Mir als Fahrer war es leider nicht so vergönnt wie Silvana, diesen einmaligen Blick über Meeresweiten zu genießen, aber auch ich spürte, dass wir nach einem Monat endlich da waren, wohin wir uns solange sehnten.


Auf der Insel, die erneut ein Naturerlebnis sondergleichen war, fand sich dann nach unzähligen Hinweisen auf Zivilisation, die hier eigentlich nichts verloren hatten, kurz vor dem Campingplatz ein Parkhinweis mit dem verlockenden Angebot von fünf Euro die Nacht. Man fühlte sich an den Paten erinnert „ich mache Dir ein Angebot, dass du nicht ausschlagen kannst“ und so kehrten wir ein und trafen auf Theo, einen schon ziemlich glatzköpfigen, wohlgenährten Mann in unserem Alter, der mit Selbstgebranntem vor der Nase das Lächeln in unsere Richtung lenkte und uns begrüßte „Hi folks“ - das klingt wie Helene Fischer für die anderen Radtouristen in meinen Ohren.


Obviously I have to tell you, that it can be, that the police ask you, if you sleep here or jut stay, but it didn`t happend this year. Is it ok?“ Ehrlich gesagt, war es mir scheißegal und das Grinsen in Silvanas Gesicht erzählte eine ähnliche Geschichte. „No risk no fun“, war folglich meine Antwort und wir bekamen, wie jeder Gast dieser kleinen Hippiekommune ein Glas dieses Beerenschnapses als Wundermittels gegen jedwede schlechte Laune und einen Sitzplatz angeboten.


Es war herrlich, endlich wieder mit einem Verwandtem im Geiste Gedanken und dreckige Witze über deutsche Urlauber austauschen zu können und bei kaltem Bier und der beinahe nebensächlichen Info, dass für größere Gefährte der Preis auf 10 Euro die Nacht stieg, wurden wir noch anderes gewahr. Beispielsweise jene kleine Anekdote, dass, nachdem die Brücke erstellt wurde, dessen Mautgebühr mit den Baukosten schön geredet werden sollte, die allerdings vor zwei Jahren bereinigt sein sollte. Nachdem aber dennoch (natürlich) die Kosten für die Passagiere nicht verringert oder gar eingestellt wurden, entschlossen sich unzählige kroatische Biker dazu, diese Brücke täglich zu passieren und die Gebühr mit Kleingeld zu zahlen. Jeden Tag, Morgens und Abends. So lange, bis die ständigen, stundenlangen Staus den Verkehr so blockierten, dass die Betreiber einbrachen und die Schranken kostenlos für alle Reisenden öffneten.


„die Idee hätte von mir sein können“ lachte ich, bis mir der leider noch vorhandene Wohlstandsbauch wackelte und prostete unserem Wirt zu. Solche Geschichten und genau jene Narrative hatte ich sehnlichst erwartet und war hier, am unglaublich schönen Strand. der links von einem kleinen Dorf und rechts von „sandähnlich“ anmutenden Bergen eingefangen war, fündig geworden.


Silvana und ich waren so glücklich, dass die zärtliche Umarmung inniger und leidenschaftlicher ausfiel, als es in letzter Zeit oft der Fall war und wir flanierten die wenigen hundert Meter ans türkisfarbene Wasser und genossen den Sonnenuntergang am Meer. Unbeschreiblich und unvergesslich, beinahe ein Moment für die Ewigkeit, wenn nicht der Magen unweigerlich daran erinnert hätte, dass wir seit einer gefühlten Unendlichkeit schon nichts mehr gegessen haben.


Also entschlossen wir uns zurück zu gehen und bei Salat mit Tomaten, Mozarella und Olivenöl, auch dem Bauchgefühl unseren Tribut zu zollten. Jetzt waren Körper und Seele endlich im Einklang, während das Salz auf unserer Haut den Teint anpasste.


„Servus, ihr seits schon wieder hia?“ Unterbrach unsere Eintracht dann Sascha, ein braungebrannter Surfer aus Bayern, dessen freundliches Strahlen uns beinahe vergessen ließ, dass wir doch eigentlich deutsche wie der Teufel das Weihwasser meiden wollten. Doch wir kamen nicht umhin, länger mit ihm zu reden und viele amüsanten Geschichten über die jeweiligen Erfahrungen auszutauschen und während Silvana von Müdigkeit überfallen wurde, war ich ganz begeistert, endlich wieder mit einem anderen Verwandten im Geiste Konversation betreiben zu können. Und so kam es, dass Silvana sich mit einem Filmchen in das kuschelige Bett unseres Jürmanns zurückzog und mich mit Sascha an den Strand entließ, wo wir mit Cola, Bier und viel Humor unter dem Vollmond der Nacht den Tag als Glasklare Vollmondnacht ausklingen ließen, um im Anschluss zu meinem Schatz ins vorgewärmte Bett zu kriechen.


So kann es weitergehen.


Ach ja, wenn Ihnen die kleinen Geschichten hier gefallen, würde ich mich sehr darüber freuen, wenn sie diese an andere weiter empfehlen würden. Vielen Dank


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