Mittwoch, 11. Oktober 2023

ich sehe den Sternenhimmel...

(Down below in Englisch)
Die Luft auf dem Hügel, der unsere derzeitige Notunterkunft beheimatet, wird Nachts langsam kühl, was der sternenklaren Nacht keinerlei Faszination nimmt.
Im Gegenteil, manchmal, in Momenten wie heute zum Beispiel, wenn einen die Vorfreude nicht schlafen lässt, verleiht einem eine kuschelige Decke sogar die letzte Nuance Behaglichkeit, die fehlt, um aus einem besonderen Moment etwas Einmaliges zu machen.
Leider, oder vielleicht sogar notwendig für Ihre Fantasie als Leserinnen oder Leser, ist die Kamera unseres Mobiltelefons so erbärmlich, dass Cassoipaia und andere Sternenbilder die just über mir funkeln, mit ihr nicht befriedigend festgehalten werden können.
Aber wie könnte man solch astronomisches Spektakel auch bannen, wenn einem kein Weltraumteleskop zur Hand ist?
Die Patentochter von Silvana kann ein Lied davon singen, denn sie lag bereits einige Male in der Heimat mit mir des Nachts unter freiem Himmel und war fasziniert von faszinierenden Erscheinungen wie Sternschnuppen, ohne dass es digital auch nur annähernd reproduzierbar oder nacherlebbar gemacht hätte werden können.
Solche Momente sind einsame Erinnerungen für die Ewigkeit, die einem nur ganz alleine gehören (können), denn sie sind die Anker für persönliche Erfahrungen des Erlebten oder bevorstehenden Tages, die erst über ihre subjektive Perspektive zu wahrer größe gereiften.
Oder können Sie sich vorstellen, wie ich im großen Wagen grad den Jürmann wieder erkenne, mit dem wir schon Freitag wieder auf Tour sein werden?
Sehen Sie, wie ich in Europa meine Silvana identifiziere, wie sie freudig auf mich als Sternzeichen Widder zurennt?
Vielleicht können Sie sich eine Idee vom Glück in meinem Kopf machen, wenn die blau beleuchtete Brücke, die unterm Himmelszelt weit in die Nacht über den Hafen strahlt, meine Gedanken an funktionierende 12Volt Steckdosen im Jürmann lenkt, dessen ebenfalls blaues Licht mir vielleicht schon übermorgen Nacht, nach unvergesslichen Momenten unter freiem Himmel in Montenegro bei der Rückkehr ins kuschelige mobile Bett den Weg weist.
Vielleicht, aber vielleicht hab ich Sie auch grad an etwas erinnert, von dem ich keine Ahnung haben kann und  an das Sie bei funkelnden Sternen denken.

Bis morgen,

Ihr Ulf

P.s. ich freue mich, wenn Sie mir mit Kommentaren, Likes oder gar Weiterempfehlungen zeigen, dass Ihnen dieser Blog gefällt, vielen Dank.

(English Version)

I see the starry sky...
The air on the hill that is home to our current emergency shelter is getting chilly at night, which doesn't take away any of the fascination of the starry night.
On the contrary, sometimes, in moments like this for example, when the anticipation won't let you sleep, a cozy blanket even gives you the last nuance of comfort that is missing to make something unique out of a special moment.
Unfortunately, or perhaps even necessary for your imagination as readers, the camera of our cell phone is so pathetic that Cassoipaia and other constellations twinkling just above me cannot be satisfactorily captured with it.
But how could you capture such astronomical spectacle if you don't have a space telescope at hand?
The goddaughter of Silvana can sing a song of it, because she lay already some times in the homeland with me at night under free sky and was fascinated by fascinating phenomena like shooting stars, without it could have been made digitally even approximately reproducible or relive.
Such moments are lonely memories for eternity, which (can) only belong to you all alone, because they are the anchors for personal experiences of the experienced or upcoming day, which only matured to true greatness through their subjective perspective.
Or can you imagine how I recognize the Jürmann in the big car, with whom we will be on tour again on Friday?
Do you see how I identify my Silvana in Europe, how she joyfully runs towards me as the star sign Aries?
Maybe you can get an idea of the happiness in my head, when the blue illuminated bridge, which shines under the sky tent far into the night over the harbor, directs my thoughts to functioning 12Volt sockets in the Jürmann, whose likewise blue light shows me the way perhaps already the day after tomorrow night, after unforgettable moments under the open sky in Montenegro when returning to the cozy mobile bed.
Maybe, but maybe I just reminded you of something that I can have no idea and that you think at twinkling stars.

See you tomorrow,

your Ulf

P.s. I am happy if you show me with comments, likes or even recommendations that you like this blog, thank you very much.

Dienstag, 10. Oktober 2023

Blühende Tranquilizer

Wenn man in Deutschland durch Großstädte wandelt, wird Mann omnipräsent von eine unfassbar lauten Geräuschkulisse bedrängt. Von früh Morgens bis tief in die Nacht vergeht keine Sekunde ohne Martinshorn, Hupen, kreischende Stimmen oder andere Lärmbelästigung, die zumindest mich unheimlich stresst.

Hier in Dubrovnik ist das anders. Wenn wir hier des Abends schlafen gehen, öffnen wir alle Fenster und es ist wirklich so still wie auf einer einsamen Insel. Aber auch sonst scheinen die Menschen hier die Ruhe zu genießen. 

Wenn man wie ich jetzt Grad auf dem Balkon den ersten Kaffee genießt, gibt es zwar auch das ein oder andere Vehikel das fährt oder eine Hebebühne von LKWs, die ihre typischen Geräusche macht, aber hier ist das alles erträglicher, weil es weit weniger Penetranz hat, dadie Frequenz deutlich niedriger ist.

Hier hört man kaum ein Pöbeln oder Hupen, wie man es auch aus Rom, Paris oder Berlin kennt. Hier geht man einfach seiner Wege, grüsst sich sanft, wenn man sich kennt und lächelt still, wenn dem nicht der Fall ist und sich dennoch die Blicke streifen.

Silvana ist davon überzeugt, dass es die unübertroffene Farbpracht der Blumen ist, die hier auch tief im Oktober noch an jeder Ecke die Stadt schmückt. Ich will das gern glauben, denn auch mich macht das bunte Farbspiel von großen und kleinen Gewächsen mit verspielten Blütenstempeln und einrahmen dem Blätterkranz aus lila, weiß, rot und blau sehr zufrieden. 

Es zwingt mir sogar in Momenten wie jetzt, wo wir auf unsere Wagenrechnung warten ein zufriedenes Lächeln auf das braungebrannte Gesicht, wo ich in heimatlichen Gefilden schon längst ausgerastet wäre.

Bis morgen,

Euer Ulf

Montag, 9. Oktober 2023

Wir haben es so gewollt

 Venedig, was für viele der Marcusplatz mit klischeehaften Tauben ist, gestaltet sich für uns als kleiner Bauernhof, der uns erstmalig von unserem Vagabundenleben entspannen lässt.

Unzählige Hürden liegen bereits hinter uns, obwohl wir erst knapp vier Wochen mit dem Jürmann, einem von uns umgebauten alten Renault Master, unterwegs sind. Ob Heizung, Solar oder Schränke, nichts funktionierte so, wie es geplant war und dennoch sind wir, Silvana und ich (Ulf), weiter gefahren; direkt vom Standesamt in die Welt. Keine Vorkenntnisse, weder handwerklich noch technisch erleichterte unseren Traum, aber meine geliebte Bäckereiverkäuferin und ich glaubten und glauben an uns und unser Projekt Flitterjahre und genießen es mit jedem Tag und jeder gelernten Erfahrung mehr.

Während unser technisches Hirn, meine female Tim Allan, alles rund um den Van meistert, kümmere ich mich um alles Organisatorische. Will heißen, wir ergänzen uns so genial wie die frische Butter italienischer Bauern auf ebenfalls noch dampfende Backwaren toscanischer Bäcker.


Wir lieben das Gefühl morgens in unserer mobilen Villa Kunterbunt zu erwachen und zum "Gesang" von Esel, Ziegen und Hühnern die Sonne aus dem warmen Bett aufgehen zu sehen. Immer? Nicht immer, aber immer öfter, denn hin und wieder fällt uns schon mal der selbstgezimmerte Himmel auf den Kopf, weshalb gebunkerte Ibuprophen und ein bunt durcheinander gewürfelter Werkzeugkasten, die ersten Sorgen beseitigen.

Wie lange wir dieses Lebensgefühl genießen können, wissen wir noch nicht, gewiss ist aber schon jetzt, dass wir ihn nie bereuen werden.


Bis bald, Euer Ulf mit seiner Pipi Langstrumpf SilVANa


Another day in paradies

Wir sind im gleichen Ort wie gestern und dennoch in einer anderen Welt. Im Herzen der Kulissen von "Game of Thrones" und am Fuße des "mediteranien seas" erleben wir wie die Zeit stehen bleibt und sich dennoch weiter dreht. 

Inmitten malerischer Kulissen schleicht sich die Realität ins Bewußtsein. In Vertretung von kleinen  Souvenieräden, die sich in mittelalterlichen Gemäuern aneinanderreihen, giert die Seele nach Ruhe, die dennoch nicht verschweigen kann, das wir uns um unseren Jürmann sorgen.

Es ist nicht so, dass uns Sorgen quälen, sondern eher, dass wir endlich zu der Pause genötigt werden, in der wir spüren, wie sehr uns der Ritt auf der Waiküre bereits verändert hat.

TV schauen ist nicht mehr möglich und auch andere Gedanken an gelebtes Gestern führen uns vor innere Augen, wie sehr uns das minimalistische Leben auf Reisen zum neuen Zuhause wurde, das wir nicht mehr missen möchten.

Die leichte Angst die uns in dieser traumhaften Atmosphäre umfängt ist, dass die Kosten für den Jürmann uns vielleicht wieder tiefer in einen Alltag nötigen könnten, den wir endlich abgelegt haben.

Wir brauchen keine fließend Wasser Toilette oder Klimaanlage, sondern Nachtspaziergänge am Hafen und Erkundungsfahrten durch unbekannte Gefilde.

Vorbei scheinen die Zeiten, in denen uns Filme und Supermärkte mit produzierten Verlockungen vormachen könnten, das man Glück kaufen kann und dennoch ist Fakt, das die Rechnung des Jürmanns, wie hoch sie auch immer sei, mit schnödem Geld bezahlt werden muss und ihr Idealismus völlig egal ist.

Dennoch, nie haben wir so deutlich gespürt, dass genau diese Ungewissheit durch Neuland, in der wir uns jeden Tag neu entdecken, unser Weg ist, das wir gemeinsam in mehr und ganz viel weniger Postkartenidyll das finden, wonach wir uns so lange gesehnt haben.

Wir gieren nach Reisen, mit Alltagsproblemen wie Klo selbst entleeren und Parkplatz suchen, statt Klimaanlage und Taxi.

Mehr denn je führt uns Dubrovnik vor Augen was für uns beide Lebenssinn sein soll. Salzige Meeresluft, unbekannte Sprachen, unbeschreibliche Freundlichkeit so fremder Menschen und natürlich unser Jürmann, das schönste Zuhause der Welt.

Bis morgen,

Euer Ulf

Sonntag, 8. Oktober 2023

zu viel für 1001 Nacht

Als wir vor gut einem Monat Deutschland verließen war Dubrovnik der Name einer Stadt die russisch unbekannt, ja etwas gefährlich anmutete.

Nichts hätte uns auf die Idee gebracht diese unfassbar schöne und pulsierende Hafenstadt im Südosten Kroatiens näher zu betrachten oder gar für Urlaub in Betracht zu ziehen.

Es bedurfte erst der just verdauten Wagenpanne, um dieser kleinen Metropole eine echte Chance zu geben, all ihre Potentiale für uns zu entfalten.

Der Blick vom Balkon unserer günstigen Herberge (50 Euro für zwei pro Nacht) auf den Yachthafen ist unbeschreiblich. Wenn die aufgehende Sonne sich auf den Wellen des türkisfarbenen Wasser spiegelt ist schöner als Postkarten oder Katalogbilder ihn verheißen könnten.

Und des Nachts, wenn jene, erst in Millionen von Jahren verglühende Strahlkraft des Zentrums unserer Galaxie alles in feuerrotes Licht taucht und im Anschluss von einer sternenklaren Nacht sanft zugedeckt wird, entfaltet Dubrovnik seine wahrhaft verzaubernde Seite.

Die Bilder auf unserem Instagram Account (silvana.jurgens )können nur ein lächerliches Abbild davon geben.

Manchmal muss man zu seinem Glück gezwungen werden, dachten wir gestern am Pier, mit dem Blick auf die mit edlem Nussholz veredelte Casablanca, einer Yacht die wir selbst als Besucher wohl nie von innen genießen dürften, aber deren Sein und auf dem direkten Weg in das Land unserer Wunschträume führte, aus denen wir eigentlich heute Morgen erst wieder erwachten.

Nach dem Frühstück schlendern wir in die Altstadt, vielleicht nur, um uns von der satten Fülle inspirierender Bildern dieses  geschichtsträchtigen Ortes für die unendliche Ewigkeit in unseren Gedanken bereichern zu lassen; und zum Drucken.

Bis morgen,
Euer Ulf


Samstag, 7. Oktober 2023

Jürmann in Danger

Liebe Freunde, gestern auf der Autobahn kurz vor Dubrovnik versagte beim Jürmann die Kupplung. Das Pedal kam nicht zurück und unser Puls stieg auf 200.

Glücklicherweise befanden wir uns kurz vor Lozica, einem wunderschönen Vorort von Dubrovnik und ich konnte unseren Freund auf vier Rädern in eine Parkbucht ausrollen lassen.

Erst einmal sicher stehen und, ausser unserem mobilen Zuhause, war keinem etwas passiert.

Der Schreck saß uns zwar noch in den Knochen, aber die Freude über das Glück im Unglück überwog. 

In solchen Momenten hilft unser Leitspruch "Probleme die mit Geld geregelt werden können, sind die Kleinsten", auch wenn diesmal unsere Reserven wohl über Gebühr strapaziert werden.

Glücklicherweise dauerte es nur etwa eine Stunde, bis Thomasz mit seiner "Beata" unseren liebgewonnenen Gefärten huckepack nehmen konnte und ihn in einem Autohospital sicher platzierte.

Jetzt heißt es warten, bis uns am Montag die Diagnose mitgeteilt wird. Bis dahin haben wir in einem kleinen Gästehaus oberhalb des Hafens von Dubrovnik Quartier bezogen.

Vielen unglaublich netten und hilfsbereiten Menschen ist es zu verdanken, dass wir heute ausgeschlafen und gefasst, den kommenden Ereignissen entspannter ins Auge sehen können.

Danke Thomasz für seine Beata und den Krankentransport vom Jürmann und danke an ihn für seinen Freund Stephan, der uns mit seinem Taxi bereits am Vehikel Hospital erwartete. 

Nicht zu vergessen sei Sara, die freundliche ältere Lady vom Gästehaus, die uns in perfektem Englisch zu unchristlicher Zeit noch eine Herberge zu Verfügung stellte und vor allem:

Danke an unseren Schutzengel Antonius, dass weder uns, noch einem anderen Menschen irgendwas passiert ist.

Bis morgen,

Euer Ulf

P.S. Folgt uns auch gern auf Instagram unter Silvana.jurgens

Freitag, 6. Oktober 2023

Aufwachen in einem Startbildschirmidyll

Früher, wenn ich den Rechner morgens startete und sich eines dieser Stock Bilder öffnete, überkam mich Fernweh. Heute sitze ich an Orten die an Schönheit diese Romantik weit übertreffen. Derzeit sitzen wir beispielsweise an einem reißenden Fluss, dessen Rauschen des Nachts so intensiv ist, das man beinahe vom Hinhören allein das Gefühl hat, mitgerissen zu werden.


Aber die Bergmassive, um uns herum, scheinen uns wie mittlerweile liebgewonnene Arme zu schützen. Ihre grüne Decke legt sich dabei über unsere Seele wie Morgentau auf die Wildblumen, die sich hier wie in einem üppig gefüllten Blumenladen überall finden lassen.


Gestern Abend, als die Sonne über diesem Paradies unterging, meinte ich zu Silvana „Ich glaube, dass mein Fernweh endlich geheilt ist, obwohl wir das Ende der Welt noch lange nicht erreicht haben. Denn hier, abseits der Zivilisation, erinnert mich nur mein Rechner, wenn ich will, daran, dass wir aus einer bewegren Welt stammen, in der nichts die Ruhe hat, die sich die Natur nimmt, um einfach zu sein.


Vereinzelte alte Bombenkrater in den Bergen wurden einfach wieder von neuem Grün eingenommen und wirken von Weitem wie die Kulisse von Miniatureisenbahnen, nur dass man weiß, dass all diese wundervollen Gewächse nicht geklebt, sondern gewachsen sind. Und die kleinen Männchen, die Menschen wie Horst Seehofer in mühevoller Kleinstarbeit auf ihrem Dachboden oder im heimischen Keller in derlei Idyll hinein drapieren müssen, sind lebendige Zeitzeugen dieses Wandels und bewegen sich ziel sicher und leicht in sich gekehrt aber lächelnd auf kleinen Pfaden an ihre jeweiligen Ziele, ohne dafür auch nur ein Hinweisschild zu benötigen.


Ihre freundlichen Grußbewegungen sind dabei zwar zaghaft, aber freundlich und willkommen heißend, obwohl hier so viele Touristen und andere ihren Müll wie Fußspuren in unendlich vielen kleinen Höhlen aus Gehölz oder Gestein hinterlassen. Aber das sei hier nur am Rande erwähnt, denn in diesem Post soll es um die Schönheit gehen und nicht um die schlechten Eigenschaften menschlicher Charaktäre.


Ich möchte nie wieder weg und doch immer weiter, denn diese Mischung aus vergangenen Zeiten, dem Herzschlag der Natur und Fernweh ist das Unbeschreiblichste Gefühl, dass ich je erleben durfte. Hier, nicht einmal 2000 Kilometer von meiner Heimat entfernt, fängt das ende der Welt an, hier kann die Wunde des immer schneller sanft heilen. Nicht mit Salben, sondern mit Zeit.


Wenn ich zukünftig meinen Rechner öffne und Bilder von Stränden in der Karibik oder Bergspitzen aus Guatemala sehe, werde ich an Bosnien Herzegowina denken, wo Freundlichkeit in kleine Mundwinkel zum Vorschein kommt und das Dasein als kleine Randnotiz der Ewigkeit ihren Höhepunkt zu erreichen scheint.


Ich freue mich, wenn Ihr mit Kommentaren und Empfehlungen diesen Blog in die Welt verteilt, damit ich auch weiterhin von Orten wie diesen berichten kann und mit kleinen Aufräumaktionen nicht die Welt ändern, aber den guten Willen so vieler zu Hause repräsentativ Rechnung tragen kann.


Euer Ulf


Donnerstag, 5. Oktober 2023

Unbezahlbarer Reichtum

Wenn die Sonne über diesem kleinen Dorf im Nirgendwo von Bosnien aufgeht, ist der Boden noch so kalt, dass man sich kaum vorstellen kann, dass man kurze Zeit später schwitzen wird.

Und genauso unvorstellbar wie dieses Phänomen, ist auch das, was die sogenannte Zivilisation aus Flecken wie diesen machen kann.


Hier ist es Abend so still, dass man den einzigen noch wachen Vogel in weiter Entfernung hören kann. Hier, wo schwarze Eichhörnchen, Bären und Füchse sich gute Nacht sagen, entspringt noch eine Quelle, die bis dato nie versiegt ist und an der sich die Menschen aus der gesamten Region mit frischestem Quellwasser versorgen. Und ich spreche an dieser Stelle nicht nur von armen Bergbauern, sondern einem durchschnitt der gesamten Bevölkerung, die sich hier heimisch fühlt. Einwanderer aus Unna, Ärzte aus Dubrovnik, Maurer aus Zagreb sowie Landwirten aus der direkten Nachbarschaft.


Es soll hier unzählige dieser Quellen geben, genauso, wie es sie in Kroation gibt und gab, nur das es an dieser Stelle weder einen einprägsamen Markennamen noch eine Abfüllstation gibt. Es dauert, bis sich die kleinen und großen Kanister füllen und manchmal nutzen die Gäste die Gelegenheit, um sich mit Slatan, direkt gegenüber zu unterhalten, der hier allein ein kleines Gemeindezentrum errichtet. Mit Hammer Meissel und einer Kreissäge ausgestattet, entsteht hier in unfassbar kurzer Zeit, vor, neben und nach Gastbesuchen ein Ort der Gemeinschaft, der so viel Strom aus dem nahegelegenen Staudamm bekommt, dass wir uns kostenlos bedienen dürfen.


Es ist nicht Armut, die hier regiert, auch wenn sich diese an durchaus sichtbaren Stellen nicht kategorisch negieren lässt, sondern Zeit. An diesem, beinahe heiligen Ort braucht man nicht viel Geld, sondern Respekt vor Natur und dem Dasein.


In einigen Gesprächen mit Slatan, habe ich durchaus kontroverse Ansichten vernommen, aber ich muss zugeben, dass ich nicht mehr so abgestoßen bin wie ich es vor einigen Wochen noch gewesen wäre, denn es stimmt, hier braucht man Europa wie eine 18-jährige Botox. Denn Europa zeigt sich in Gefilden wie hier als der Teufel, den unsere Welt nie gebraucht hat.


Gewiss, medizinische Versorgung und auch andere zivilisatorische Errungenschaften wie einwandfreies Internet, genießt und schätzt man auch hier, aber hier braucht es keine gigantischen Supermärkte oder Autobahnen von München bis Athen, sondern helfenden, idealistische Hände, die Menschen wie Slatan bei seinem Vorhaben unterstützen, damit es nicht seine Mutter sein muss, die Maschinen an die Baustelle bringen, sondern junge Menschen mit dem Herz an der richtigen Stelle und Tatkraft.


Wenn wir den Anschluss an Europa schaffen, so Slatan, dann muss ich an Menschen wie die Chinesin vor einigen Monaten verkaufen, denn dann will ein Aufschwung finanziert werden, der Fernseher und Toaster finanziert und Slowenien zum nächsten Aspiranten auf die rote Laterne dieses so unkritisch gefeierten Konzeptes Europäische Union macht. Dann müssen wir wie vormals Athen unseren Hafen für die Baukosten eines Olympiastadions verkaufen und ihr, so Slatan, für die gleiche Stelle mit weniger Lebensqualität wie in Kroation 50 Euro die Nacht zahlen.


Beim unangenehmen Grübeln über diese Worte erinnere ich mich an Padua vor einigen Wochen, wo wir im Dom des heiligen Augustinus „strandeten“. Er, der gläubige Portugiese, Schutzheilige der Suchenden, rührte mich damals zu Tränen und bewegte mich, eine Kerze für meine Mama zu kaufen. Als ich sie ihr schicken wollte, meinte sie, Du kannst sie auf Eurer Fahrt besser gebrauchen als ich hier und sie hatte Recht.


An diesem kleinen Ort war sie wie ein Geschenk des Himmels, denn ich hatte etwas womit ich mich würdig bedanken konnte. Und so entzündete ich eine Kerze am Fusse der kleinen Quelle, von der ich eingangs berichtete und freue mich, dass ich nicht genötigt war, meine Dankbarkeit anders auszudrücken versuchen zu wollen.


Bis morgen,


Euer Ulf


Mittwoch, 4. Oktober 2023

Sich fühlen wie ein Parasit


Angekommen in Bosnien und Herzegowina, kurz hinter der Kroatischen Grenze. Vorbei an grimmig schauenden Grenzpolizisten, dessen einfachste Gesten ich missverstand, erreichten wir eine kleine Anhöhe, die uns dank Google maps empfohlen wurde. Das letzte, was uns die Zivilisation verraten hat, denn unser Internet funktioniert hier nicht mehr.


Was für eine Katastrophe. Oder wie ich heute, wenige Stunden später feststellen durfte, konnte und musste: Gott sei Dank.


Es ist dunkel, so schwarz, wie man sonst nur kolportiert, wenn man die Floskel: Schwarz wie die Nacht“, dahinsagt. Im Hintergrund ein für zivilisierte Ohren beängstigendes Gebell von Hunden, vor uns ein Rohbau, dessen Dasein im Kopf eines Westeuropäers wie mir eine Kriegsruine erinnern möchte.


Das kalte Bier aus dem Kühlschrank unseres Vans bleibt mir im Hals stecken, bei all den düsteren Bildern in meinem Kopf, die sich einfach nicht verdrängen lassen wollen. Krieg, Zerstörung, schreiende Kinder und sterbende Frauen hämmern unweigerlich auf meine eindrücke, als dürfte all das hier nicht so friedlich sein sollen wie es ist.


Die Filterzigarette in meinen Mundwinkeln brennt aus und, obwohl ich noch nicht schlafen will, kann ich nicht anders, als durch die klamme Nacht ins Bett zu kriechen, was Silvana, meine Frau schon vorgewärmt hat.


Noch einige Male werde ich von Träumen geweckt, die wohl düster gewesen sein müssen, denn nichts, wirklich gar nichts ist hier düster. Selbst die Einschusslöcher im Müllcontainer zu unserer Rechten, sind nur Spielreminiszensen, die aus der Not von fehlenden Alternativen herrühren.


Als die sonne sich dann endlich bequemte aufzugehen und den letzten Morgennebel zwischen den Hügeln zu verdrängen suchte, habe ich immer noch nichts gelernt: wie kommen wir hier weg, ohne Internet und nur bewaffnet mit einem Atlas aus dem Jahre 2004. Erst mal eine der günstigen Camel entzünden, und den ruhelosen Geist mit einem frisch aufgebrühten Kaffee besänftigen.


Komisch, die Mücken hier stören gar nicht, denke ich so bei mir, als Silvana mit verschlafenen Augen zu mir rüber lächelt und mich, ohne ihren Mund zu bewegen mit einen Kuss begrüßt. Sie hat gut geschlafen, was man auch an ihrem süßen schnarchen vernehmen konnte, aber wer weiß schon, was in ihren Träumen passiert ist, die so lange ihr Geheimnis bleiben, bis sie bereit ist, diese mit mir zu teilen. Sie ist heute nicht gewillt und ich bin dankbar dafür, denn es ermutigt auch mich, endlich einmal meine Klappe zu halten und nicht von meinen medial verseuchten Gedanken zu berichten.


Wie geht es jetzt weiter? Hast du einen Plan? Flüstert mir Silvana, neben mir auf einem Backstein sitzend entgegen. Ich weiß es nicht, denn ich bin so überwältigt von der friedlichen stille um mich herum, die sich nur langsam, von Kriegswissen der Geschichte befreien lässt.


Dann schweigen wir und genießen das surren der Bienen, die, wie sich kurz später herausstellte, der Grund für das Angst einflößende Bellen der Hunde war, denn diese teilen sich mit den Bienen eines Imkers in den Bergen ein Zuhause.

Freilich haben sie mir dies nicht persönlich verraten, sondern Slatan, der uns kurz später mit einem freundlchen „Habt ihr gut geschlafen?“ begrüßt.


Er und seine Familie und einige Bekannte bauen hier ein Gemeindezentrum und umarmen uns mit einer unverfälschten Freundlichkeit die Silvana und mich zu Tränen rührt. Er und Anton, der wenig später mit seinem Opel Astra um die Ecke rauscht, haben beide in Deutschland gelebt, Slatan in Ost-Berlin und Anton in Dortmund. Beides keine Oasen der Schönheit und kein Jungbrunnen für ihre Gesundheit, wie u.a. das steife Knie von Anton verrät.


Dennoch scheinen wir willkommen. Obwohl kurz vorher auch schon ein anderes Paar aus Deutschland, wahrscheinlich nicht das erste und wir nicht das letze, hier einige Zeit verbrachte. Auch diese haben übrigens ihr Hab und Gut verkauft und sich wie wir auf den weg ins Unbekannte begeben; einfach nur weg.


Der etwas kompliziert verpackte Käse schmeckt herrlich im frischen Brot, auch wenn ich dem Bier einen türkischen Kaffee als Erfrischung dazu vorziehe.


Aber jetzt schließe ich für heute, denn zu viel muss noch verarbeitet und verdaut werden. Was wir jetzt vorhaben? Erst einmal bleiben, wenn der zukünftige Job das nicht verstehen kann, ist er eh nicht der richtige für mich, der bereits jetzt ein anderer ist.


Dienstag, 3. Oktober 2023

Die schönsten Fehler der Welt

Wieder Erwarten haben wir eine Nacht auf Krk angehängt. Man musste uns nicht ernsthaft überreden, aber eine Mail der Krankenkasse hat uns überzeugt, unseren Aufenthalt im Paradies zu verlängern. Denn wir haben versehentlich nicht den erst geplanten Flug nach Madeira, sondern die Insurence gekûndigt. Aber als gute Deutsche sind wir ja im ADAC und konnten so kurzerhand darüber Versicherungsschutz ab heute für uns rolling stones beantragen. Jetzt haben wir erst einmal zwei Monate Zeit, uns um eine Neue zu kümmern. Läuft also.

Aber unsere Naivität motiviert mich, von einer vergangenen Dummheit zu berichten, damit Euch diese vielleicht erspart bleibt.  

Vor einigen Wochen, kurz nach unserem Start, wollten wir nach Brüssel und traten dies Vorhaben, verpeilt wie wir sind, ohne groß zu überlegen an.

Es war nicht der Feierabendverkehr Freitags gegen 16Uhr am Europäischen Parlament, der uns sorgte, sondern die Umweltplakette für die Innenstadt, die unser alter Herr Jürmann benötigt hätte, von der wir erst mitten in der Stadt vorm "park4night" erfuhren, denn ohne diese hätten wir weder in die Stadt, noch auf den Stellplatz gedurft und eine Zuwiderhandlung kann mit bis zu 160 Euro geahndet werden.

Unser Charme überzeugte jedoch und man ließ uns wohlwollend dennoch ein. Wir sollten freilich dennoch besser für 35 Euro eine Plakette beantragen, denn die Stadt ist voller Kameras und es kann sein, dass wir nachträglich mit Post aus Belgien überrascht werden könnten.

Wir versuchten also unser Bestes um teuer nachzuordern, was jedoch nicht gelang, denn man muss sich zwei Monate vorher registrieren und zwei Monate vorher bastelten wir an unserer derzeit erneut nicht funktionierenden Heizung.

Anyway, wir entschlossen uns, es mit Fassung zu tragen. Dummheit schützt vor Strafe nicht, aber unter diesen Umständen wird ein erneuter Besuch schwierig.Also blieben wir einen Tag länger, genossen die aussergewöhnliche Freundlichkeit der Belgier und die zwei Gesichter der europäischen Hauptstadt, in der Arm und Reich Tür an Tür leben.

Auf unserem Streifzug durch diese einmalige Metropole strandeten wir dann hungrig bei einem aussergewöhnlich schönen Restaurant, das im Stil der 20er Jahre kunstvoll und reich geschmückt war und bei der es alles zum Preis von "was es einem wert ist" zu genießen gab. Frisch gegrilltes, kalte Getränke, aktive Maler und Komponisten sowie Josee und seine Mannschaft, die sich heimlich als Sozialcafé entpuppten. Wahnsinn, allein die Location wäre in Berlin schon  unbezahlbar gewesen. Ihr könnt das Entre auf unserem Instagramaccount silvana.jurgens bewundern.

Am nächsten Morgen bemühten wir uns jedoch, das Schicksal nicht weiter zu beschwören und uns auf dem kürzesten Weg aus dem Staub zu machen.

Was für ein Erlebnis. Mindestens so schön wie aktuell der Sonnenaufgang am Strand von Krk

Bis morgen

Montag, 2. Oktober 2023

Oh what a night

Heute könnte ich Euch erneut in Postkartenfarben Strand und Meer beschreiben, möchte aber von einem unscheinbaren Ort gegenüber unseres Stellplatzes berichten.


Alles begann gen Abend mit dem Vorhaben, den Müll zu entsorgen. Bepackt mit einem schwarzen Sack stand ich vor dem Jürmann, in Gedanken noch bei unserem ersten Tag am Meer, als Lothar aus Lingen meine Aufmerksamkeit erzwang. „Ihr kommt aus Steinfurt?“ Da in der Nähe kommen wir auch her, aber wir sind vor 20 Jahren hier hin gezogen“. So weit so banal dachte ich, freute mich aber über seine unkonventionell freundliche Art und über den Geruch des Holzgrills im Hintergrund mit der Einladung, nach unserem Spaziergang gern dazustoßen zu können.


„Petra und ich haben Bier genug und Grillfleisch ist auch für alle da. Die mit der weißen Bluse ist übriges Petra, meine Frau“, deutete der zottelige Emsländer in Richtung eines Tisches, der reich gedeckt und von etwa zehn verschiedenster Menschen bereits bevölker war, die sich schon prächtig zu amüsieren schienen.


Mit Vorfreude und einer Idee von Hunger machten sich Silvana und ich also auf den geplanten weg, ein wenig die Vegetation hinter der Ballermannmeile zu erkunden. Anderthalb Stunden und einige Abwege später erreichten wir dann, befreit vom Müll, den wir freundlicherweise an einem benachbarten Reststoffhof entsorgen durften, erneut die zusammengewürfelte Runde, die uns schon beinahe zu erwarten schienen.


Harald und Petra, die den Besitzer dieser alternativen Parkmöglichkeit kannten, begrüßten uns sogleich mit einem eiskalten Bier und Hände eines Schweizer, italienischen und österreichischen Paares drückten uns liebevoll und zielsicher auf unsere Plätze.


Wohlsein, prosit, nastrovie und das kroatische Pendant, das mir just leider entfallen ist, von allen Seiten, freuten wir uns, erstmalig auf dieser Tour ein warmes Gefühl von Willkommen sein zu spüren.


Noch heute, einige ausgenüchterte Stunden später scheint es mir unbegreiflich, wie sich eine derartige Runde an solch unscheinbaren Ort zusammenwürfeln konnte.


Ein Arzt mit seiner Frau aus Österreich, die sich hier vor einige Jahren ein Ferienhaus kauften, das Schweizer Paar, dass die angeblich vegetarischen Würstchen beisteuerten, die selbst als nicht-vegetarische Leckereien mit selbstgemachter Sauce unfassbar lecker waren, dazu unser gestern bereits erwähnter Platzwart Theo mit zwei Falschen Selbstgeranntem, Sascha aus Bayern sowie das italienische Rentnerpärchen in edelstem Zwirn mit Prosecco, dessen weibliche Hälfte sich als gebürtige Französin herausstellte, aber schon jegliche Vokabeln ihrer Heimatsprache verloren zu haben schien sowie ein Schmied aus dem märkischen Kreis waren die Charaktere, dessen Geschichten hier weitestgehend unerwähnt den Abend füllten. Sie waren die Gemeinschaft, die sich für einige Stunden zusammenfanden und am folgenden Tag wieder ihrer Wege gehen sollten.


Es watr tiefsinnig und lustig, bis die Tränen flossen und schmackhaft, bis der Bauch drückte.

Herrlich und unbegreiflich, wie frei sich das Leben anfühlen kann, wenn man Stand und Lebensphilosophie nur als oberflächliche „Gesprächsentres“ und nicht als Distanzmarker begreift. Heute weiß ich wohl mehr über die wundervolle Dame des Mediziners, als so manche ihrer Freundinnen und Sie besser als meine Mutter, wie sehr ich sie liebe.


Nie zuvor habe ich Silvana so aus sich heraus strahlen gesehen, beflügelt von Slibovitz und interessierten Gesprächen über ihren und andere Lebenswege. Ich weiß nicht wie spät es war, als wir leicht schwankend den Weg in den Jürmann fanden, aber um neun Uhr heute morgen war vom gestrigen Ereignis nur noch ein Tisch geblieben und eine freundschaftliche Umarmung von Sascha zum Abschied, der sich mit den Worten „vielleicht mache ich mich ja auch bald auf Euren Weg“ gen Frühschicht am Mittwoch bei BMW verabschiedete.


Auch wir fahren gleich weiter, aber können uns endlich mit einer würdigen Erinnerung an dieses wundervolle Land in Richtung Bosnien-Herzegowina aufmachen.


Bis morgen,


Euer Ulf

Sonntag, 1. Oktober 2023

Endlich normale Leute!

Gstern hatte endlich auch das lange Suchen auf dem Weg als Ziel nach inspirierenden Menschen endlich ein Ende. Voller Verzweiflung gierten wir gen Abend nach einer bezahlbaren Unterkunft in Kroatien, denn Wildcampen, wie gestern bereits angedeutet, wird hier kategorisch nicht geduldet und mit bis zu 160 Euro geahndet (manche munkeln gar bis zu 400). Uns war schon egal wohin es geht, Hauptsache bezahlbar und so entschlossen wir uns für einen Campingplatz in Krk einer Insel dieses unfassbar schönen Landes, dass über eine (Auto-)straße mit dem Festland verbunden sein sollte.


Eine Stunde und etwa 50 Kilo- sowie einige Höhenmeter später konnten wir dann in einer Karawane aus Wohnmobilen das Mittelmeer sehen und, nachdem wir – notgedrungen an einer wohl ehemaligen Mautstation uhne zu bezahlen vorbei genötigt wurden, auch überqueren. Mir als Fahrer war es leider nicht so vergönnt wie Silvana, diesen einmaligen Blick über Meeresweiten zu genießen, aber auch ich spürte, dass wir nach einem Monat endlich da waren, wohin wir uns solange sehnten.


Auf der Insel, die erneut ein Naturerlebnis sondergleichen war, fand sich dann nach unzähligen Hinweisen auf Zivilisation, die hier eigentlich nichts verloren hatten, kurz vor dem Campingplatz ein Parkhinweis mit dem verlockenden Angebot von fünf Euro die Nacht. Man fühlte sich an den Paten erinnert „ich mache Dir ein Angebot, dass du nicht ausschlagen kannst“ und so kehrten wir ein und trafen auf Theo, einen schon ziemlich glatzköpfigen, wohlgenährten Mann in unserem Alter, der mit Selbstgebranntem vor der Nase das Lächeln in unsere Richtung lenkte und uns begrüßte „Hi folks“ - das klingt wie Helene Fischer für die anderen Radtouristen in meinen Ohren.


Obviously I have to tell you, that it can be, that the police ask you, if you sleep here or jut stay, but it didn`t happend this year. Is it ok?“ Ehrlich gesagt, war es mir scheißegal und das Grinsen in Silvanas Gesicht erzählte eine ähnliche Geschichte. „No risk no fun“, war folglich meine Antwort und wir bekamen, wie jeder Gast dieser kleinen Hippiekommune ein Glas dieses Beerenschnapses als Wundermittels gegen jedwede schlechte Laune und einen Sitzplatz angeboten.


Es war herrlich, endlich wieder mit einem Verwandtem im Geiste Gedanken und dreckige Witze über deutsche Urlauber austauschen zu können und bei kaltem Bier und der beinahe nebensächlichen Info, dass für größere Gefährte der Preis auf 10 Euro die Nacht stieg, wurden wir noch anderes gewahr. Beispielsweise jene kleine Anekdote, dass, nachdem die Brücke erstellt wurde, dessen Mautgebühr mit den Baukosten schön geredet werden sollte, die allerdings vor zwei Jahren bereinigt sein sollte. Nachdem aber dennoch (natürlich) die Kosten für die Passagiere nicht verringert oder gar eingestellt wurden, entschlossen sich unzählige kroatische Biker dazu, diese Brücke täglich zu passieren und die Gebühr mit Kleingeld zu zahlen. Jeden Tag, Morgens und Abends. So lange, bis die ständigen, stundenlangen Staus den Verkehr so blockierten, dass die Betreiber einbrachen und die Schranken kostenlos für alle Reisenden öffneten.


„die Idee hätte von mir sein können“ lachte ich, bis mir der leider noch vorhandene Wohlstandsbauch wackelte und prostete unserem Wirt zu. Solche Geschichten und genau jene Narrative hatte ich sehnlichst erwartet und war hier, am unglaublich schönen Strand. der links von einem kleinen Dorf und rechts von „sandähnlich“ anmutenden Bergen eingefangen war, fündig geworden.


Silvana und ich waren so glücklich, dass die zärtliche Umarmung inniger und leidenschaftlicher ausfiel, als es in letzter Zeit oft der Fall war und wir flanierten die wenigen hundert Meter ans türkisfarbene Wasser und genossen den Sonnenuntergang am Meer. Unbeschreiblich und unvergesslich, beinahe ein Moment für die Ewigkeit, wenn nicht der Magen unweigerlich daran erinnert hätte, dass wir seit einer gefühlten Unendlichkeit schon nichts mehr gegessen haben.


Also entschlossen wir uns zurück zu gehen und bei Salat mit Tomaten, Mozarella und Olivenöl, auch dem Bauchgefühl unseren Tribut zu zollten. Jetzt waren Körper und Seele endlich im Einklang, während das Salz auf unserer Haut den Teint anpasste.


„Servus, ihr seits schon wieder hia?“ Unterbrach unsere Eintracht dann Sascha, ein braungebrannter Surfer aus Bayern, dessen freundliches Strahlen uns beinahe vergessen ließ, dass wir doch eigentlich deutsche wie der Teufel das Weihwasser meiden wollten. Doch wir kamen nicht umhin, länger mit ihm zu reden und viele amüsanten Geschichten über die jeweiligen Erfahrungen auszutauschen und während Silvana von Müdigkeit überfallen wurde, war ich ganz begeistert, endlich wieder mit einem anderen Verwandten im Geiste Konversation betreiben zu können. Und so kam es, dass Silvana sich mit einem Filmchen in das kuschelige Bett unseres Jürmanns zurückzog und mich mit Sascha an den Strand entließ, wo wir mit Cola, Bier und viel Humor unter dem Vollmond der Nacht den Tag als Glasklare Vollmondnacht ausklingen ließen, um im Anschluss zu meinem Schatz ins vorgewärmte Bett zu kriechen.


So kann es weitergehen.


Ach ja, wenn Ihnen die kleinen Geschichten hier gefallen, würde ich mich sehr darüber freuen, wenn sie diese an andere weiter empfehlen würden. Vielen Dank


ich sehe den Sternenhimmel...

(Down below in Englisch) Die Luft auf dem Hügel, der unsere derzeitige Notunterkunft beheimatet, wird Nachts langsam kühl, was der sternenk...